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PETRA BUCHEGGER
modeling II
C-Prints auf Dibond, je 70 x 52,5 cm, 2012
"Collection" genäht aus Kittelschürzen-Stoff


..."Die Erkenntnisse der Italienerinnen wie „weibliche Genealogie", „Affidamento" (das Sich-Anvertrauen) und die Bedeutung von „weiblicher Freiheit und Differenz" verarbeitet die Künstlerin in der Auseinandersetzung mit dem Kleidungsstück der Kittelschürze, die bevorzugt von ihrer Groß- und Urgroßmutter getragen wurde. Die Verwendung und der Bedeutungswandel dieser Schürze, die damit verbundenen Erinnerungen und Erfahrungen sowohl im ländlichen als auch im städtischen Bereich, sowie die Typologie der Schürze sind dabei von besonderem Interesse.  

In ihren Arbeiten „modeling I“ und modeling II“ aus dem Jahr 2012 posiert Petra Buchegger in Kleidungsstücken aus Kittelschürzenstoff. In „modeling II“ spannt sich der Bogen vom Businesskostüm über ein Gothic Outfit bis zum Dirndlkleid. Petra Buchegger wechselt in dieser Selbstporträtserie nicht nur die Kleidungsstücke, sondern, den sozialen Rollen entsprechend, ihre Posen und Gesten. Nicht immer stimmen ihre Körperhaltung und Mimik jedoch mit dem Erwarteten überein. Wirkt sie im Gothic Kleid noch hart, ernst und spielt Domina-ähnlich mit den Ketten-Accessoires, bleibt also ihrer Rolle als Mitglied dieser Jugendkultur treu, wirkt sie im Businesskostüm scheu und schüchtern, wickelt sich auf manchen Fotos  schutzsuchend in ihr Sakko ein, blickt unsicher in die Kamera.

In der korrespondierenden Serie „modeling I“  sieht man unterschiedlichste Schürzenkreationen: altmodisch, körperfern, kurz, lang, mit Ärmel, mit und ohne Gürtel, ausladend und sexy. Wieder fungiert die Künstlerin selbst als Model und die eingenommenen Posen entsprechen den Vorbildern aus diversen Modezeitschriften wie Vogue, Elle oder Cosmopolitan. Die Mimik allerdings variiert auch hier von schüchtern zurückhaltend bis offensiv, ja teilweise sogar lasziv. Es ist dies eine Selbstbefragung der Künstlerin zu Erwartungshaltung, gesellschaftlichen Codierungen und vorgegebenen Bewegungsmustern. Durch den Akt der Aneignung wird, wie auch schon in ihrer Arbeit „Projizierte Frauenbilder“, einer 80ig-teiligen Diaserie aus dem Jahr 2003 ,  auch die Möglichkeit des Ausbrechens, des „anders-machens“ eröffnet. Identität entsteht zwar durch die Abgrenzung zum anderen, aber das tiefe Verständnis für das eigene Ich entsteht durch den Rollentausch mit diesem Anderen."... Katja Mittendorfer-Oppolzer , Textauszug aus Katalog: Petra Buchegger, The Apron Project, 2013, Herausgeber: Galerie im Traklhaus