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PETRA BUCHEGGER
Morelia - Mexico 2005
Projekt im öffentlichen Raum:
ELEONORA    identities/water
Postkarten/ Wandmalereien  


Die Frage der „Identität“ ist eine Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten, d. h. ein darüber nachdenken und prüfen von Gleichheit und Differenz.  Das Andere wird am Eigenen untersucht – ein Prozess des Vergleichens mit dem Fremden und Unbekannten wird von Anbeginn hervorgerufen.

In meiner künstlerischen Arbeit spielt die „weibliche Differenz“ eine wichtige Rolle. Somit geht es auch immer um die eigene Identität als Frau, um mein eigenes Frau-Sein im Unterschied zu anderen Frauen. Die „Kittelschürze“ ist ein symbolisches In-Beziehung-Treten zur Mutter, ein berufen auf die weiblichen Genealogie, auf die Geschichte und das Leben anderer Frauen. Durch die Vermittlung dieses Kleidungsstückes definiert sich ein Stück eigene Identität bzw. führt die Schürze als eigentliches Distinktionsmerkmal hin zur eigenen Identität, zum eigenen Selbst.

Die Identität meiner damaligen Heimatstadt „Baden“ ist eng geknüpft an das Thema Wasser. Schon daher war es naheliegend ein Stück dieser Identität mitzunehmen an einen anderen Ort. Ich nahm Baden als Ausgang meines künstlerischen Beitrages für Morelia/Mexico. Ausgewählt wurden Orte in Baden mit größtmöglichem Wasser-Bezug. Wie z. B. das Aquädukt, die Römertherme, der Undine-Brunnen im Kurpark, ... Diese Orte wurden fotografiert – mit einer Mexikanerin in österreichischer Kittelschürze. Sie war gleichsam die Verbindung zur Stadt Morelia, die ich noch nicht kannte. Sie war mein Modell, sie war scheinbar Reisende oder Lebende vor Ort. Sie schlüpfte in unsere Identität – der Austausch begann.
5 Motive wurden als Postkarten in einer Auflage von je 1000 Stück gedruckt.

Die Rückseiten der Postkarten wurden mit Hintergrundinformation über das abgebildetes Motiv in der Stadt Baden versehen.
Mit diesen Postkarten fuhr ich nach Mexiko in die Stadt Morelia. Auf 5 ausgewählten Orten mit möglichst ähnlichem Freiraum-Bezug zu Baden malte ich die Motive auf verschiedene Wände. Jede bemalte Wand wurde mit einer Box versehen – darin befanden sich die Postkarten zur freien Entnahme für alle PassantInnen der Stadt. Nicht nur die gemalten Bilder blieben im öffentlichen Raum, sondern jede Postkarte fand ihren Weg in eine private Wohnung und erfuhr jeweils eine andere Nutzung. Die Postkarten waren somit ein Geschenk für die BewohnerInnen Morelias.

Die „Symbolische Ordnung der Mutter“ (vgl. Luisa Muraro) über das Symbol der Schürze wurde im Freiraum manifestiert – der „Akt“ ist flüchtig, was blieb war ein Abbild/ein Foto/eine Postkarte/eine Wandmalerei eines 3-dimensionalen Ereignisses – es ging um ein Anwesend-Sein und um ein Sichtbar-Machen weiblicher Anwesenheit.